Dor is wat in de Klock ...

Die Meierei wurde ursprünglich als Privatmeierei betrieben.
Nach Schließung der "Meierei Sandwehle" wurde 1939 die Meiereigenossenschaft Garding in Welt gegründet!

Zwei Artikel aus dem Heft "Dor is wat in de Klock"

Die Meierei Sandwehle
W Petersen
Das Grünland in der Eiderstedter Marsch hat sich seit jeher besonders gut für die Weidemast von Rindern und Schafen geeignet. Diese Wirtschaftsweise der Landwirtschaft war besonders im 19. Jahrhundert ausgeprägt. Der Grund dafür war guter Absatz von ausgemästeten Tieren auf dem Husumer Viehmarkt und der Export nach England. Hierfür wurden die ,,Shorthorns", eine Fleischrinderrasse aus England stammend, genommen. Die sogenannte ,,Gräsung" ging Ende des 19. Jahrhunderts zurück.

In den 80-er und 90-er Jahren brach mehrfach die Maul- und Klauenseuche aus, der Export ging zurück, aber auch politische Rahmenbedingungen waren hierfür ausschlaggebend.

Die Marschweiden mussten also anders genutzt werden. Hierfür bot sich die Milchviehhaltung an. So kam das Niederungsrind der Rasse ,,Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner" nach Eiderstedt. Diese Zweinutzungsrinder eigneten sich neben der Milchviehhaltung auch zur Rindermast. Die erzeugte Milch musste verarbeitet und vermarktet werden.

In dieser Zeit, also genau 1890, wurde die erste Meierei in Eiderstedt in Sandwehle an der heutigen B 202 errichtet. Die Einweihung fand im Juli 1891 im Beisein von Oberpräsident von Steinmann statt.

Ausschlaggebend für den Standort war die zentrale Lage und das verhältnismäßig gute Grundwasser. Das Einzugsgebiet der neuen Meierei waren zahlreiche Gebiete aus den Umlandgemeinden im mittleren Eiderstedt. Jedoch war der Umfang des Betriebes zu Anfang sehr gering. So steht in den Eiderstedter Nachrichten vom 4.01.1894 ,,Meierei Sandwehle: Kuhbesitzer möchten sich melden. Milchkannen ab Lager bei P. Gosch (Kaufmann in Garding)".

Da aber in der ersten Hälfte des 20sten Jahrhunderts jeder in der Landwirtschaft Tätige meistens einige Kühe hielt, wuchs die Zahl der Lieferanten bis zum Jahr 1939 auf ca. 400 an. In dieser Zeit wurden aber auch weitere Meiereien errichtet, die Privatmeierei Irmscher in Welt, Kröger in Tetenbüll und Heuer in Tönning, sowie die Genossenschaftsmeiereien in Tating und Osterhever.

In den Anfangsjahren der Meierei Sandwehle wurde lediglich Butter hergestellt. Die Milch wurde entrahmt und 90% der Magermilch ging als Viehfutter wieder an die Erzeuger zurück.

Zunächst wurde die Milch nach Litern abgerechnet, später nach Liter und Fettgehalt. Der Milchpreis betrug z. B. lange Zeit ca. 5 Pfennig pro Liter.

Die Jahresanlieferung betrug in den 30-er Jahren ca. 3,5 Millionen Liter. In den Spitzenzeiten, Mai und Juni, 12000 Ltr./Tag. Überschüssige Sahne wurde eingefroren und im Winter mit Butter verarbeitet.

Die Zahl der Mitarbeiter betrug 2 gelernte Arbeitskräfte und saisonbedingt 2 ungelernte Arbeiter.

Die Milchkannen wurden mit Pferdefuhrwerken angefahren, die Fahrrouten wurden an interessierte Landwirte ausgeschrieben. Betriebsleiter war bis 1935 Meierist Voß, danach Meierist Conelly bis zur Schlussprüfung 1939. Es folgte Meierist Greve, der dann auch mit nach Welt ging.

Wie die Rechtsform der Meierei Sandwehle zu Beginn des Betriebes war, konnte ich nicht feststellen, später war die Rechtsform eine Genossenschaft. Im Vorstand war P. J. Jacobsen, Garding, im Aufsichtsrat u. a. Claus Hinrichs, Poppenbüll, und Maschmann, Katingsiel.

Bereits 1927 wies der Betriebsprüfer des Raiffeisenverbandes darauf hin, dass die Genossenschaftsmeierei auf lange Sicht nicht rentabel arbeiten würde. Das Eigenkapital sei zu dünn. Von den ca. 400 Lieferanten waren nur 35 Genossen, es würde also auf Dauer zu wenig Eigenkapital gebildet. Die Frage stellt sich, warum waren so wenige Milcherzeuger Genossen bei der Meierei?

Die Weltwirtschaftskrise hatte in der Landwirtschaft tiefe Spuren hinterlassen, das Geld war knapp. Die Landwirte wollten sich nicht festlegen, zumal in den Nachbarorten auch Privatmeiereien wirtschafteten und der Genossenschaftsgedanke in Eiderstedt nicht stark verwurzelt war.

Bis Ende der 30-er Jahre hatten sich deshalb ca. 180.000,-- Mark Schulden aufgebaut, dass waren ca. 5000,-- Mark je Genosse. Der Raiffeisenverband stellte fest, so konnte es nicht weitergehen und bot Hilfe an. Nach Aufrechnung verschiedener Konzepte wurde zunächst vereinbart, Übernahme der Schulden durch den Milch- und Fettwirtschaftsverband, eine Tochtergesellschaft des Raiffeisenverbandes mit Auflagen:

1. Stärkere Eigenkapitalbildung durch Werbung von weiteren Genossen
2. Investitionen einer Butterungs- und Abpackmaschine

Nach weiteren Berechnungen stellte sich bald heraus, dass der Aufwand für die Investoren nach dem damaligen Stand der Technik zu hoch war.
Es kam deshalb der Plan auf, eine neue Zentralmeierei in Garding zu bauen. Der Standort sollte Bövergeest sein, ausschlaggebend hierfür war das gute Grundwasser. Dieses Ziel konnte durch Ausbruch des zweiten Weltkrieges nicht mehr verwirklicht werden.
Es folgte der Plan, wieder mit Zustimmung des Raiffeisenverbandes, die Meiereigenossenschaft Sandwehle aufzulösen und mit der damaligen Privatmeierei in Welt zu fusionieren. Dieses war möglich, da die Privatmeierei in Welt mit dem Meieristen Heuer vom Milch- und Fettwirtschaftsverband aufgekauft worden war.

Alle verwendbaren Teile der Meierei von Sandwehle sollten von Welt mit übernommen werden. Dieser Plan wurde im Sommer 1939 verwirklicht.

Am 27.06.1939 wurde die Meiereigenossenschaft Garding in Welt gegründet und ein Vierteljahr später die Zusammenlegung der Meiereien Welt und Sandwehle beschlossen. Die Gründungs- und erste Mitgliederversammlung fand unter Leitung des Kreisbauernführers Hans Hönck statt. 73 Milchlieferanten trugen sich als Genossen ein.

In den Vorstand wurden gewählt:

August Pauls, Vollerwiek
Otto H. Peters, Leegesee
Conrad Hamkens, Kating

In den Aufsichtsrat wurden gewählt:
Deert Reeder, Poppenbüll
P.J. Jacobsen, Garding
Rudolf Ibs, Tating
Walter Peters, Poppenbüll
Georg Nissen, Kating
Heinrich Hagge, Welt

Alle Herren wurden einstimmig gewählt. Der neue Vorstand erhielt den Auftrag, die alte Meierei Sandwehle ,,zu Geld zu machen". Das Grundstück mit Gebäuden und Inventar sollte verkauft werden. Eine Versteigerung bei C. A. Ratje wurde anberaumt. Zwei Investoren hatten Angebote abgegeben und zwar Schmiedemeister Wedtgrube aus Tating und P. J. Hansen aus Garding. Herr Wedtgrube gab das höhere Gebot ab und erhielt den Zuschlag. Der Erlös betrug ca. 10% der Verbindlichkeiten. Herr Wedtgrube wollte hier eine Schmiedewerkstatt einrichten. Daraus wurde jedoch nichts, weil Herr Wedtgrube im Krieg gefallen ist.

Nachdem die Wohnungen mehrere Jahre vermietet waren, kaufte 1948 Hans Reiser das Anwesen und baute die alte Meierei in eine Strickerei um. Dort hat er viele Mitarbeiter aus unserer Landschaft beschäftigt.

Im Jahre 1980 erwarb Familie Nommsen wiederum das Anwesen und betreibt seitdem eine Kfz-Werkstatt mit Schwerpunkt Fahrradverkauf, Reparatur und Vermietung.

Ich danke für ein Gespräch aus längst vergangener Zeit mit Frau Erna Runge, Sandwehle, und Herrn P. J. Jacobsen, Garding.

Erinnerung an den Meieristen Wilhelm Greve

E. Jensen

Mein Vater, der Meiereiverwalter Wilhelm Greve, geb. 11.07.1902, übernahm am 01.09.1938 die Freie Meierei-Vereinigung Sandwehle.

Die Meierei Sandwehle wurde im Mai 1940 geschlossen; mein Vater übernahm daraufhin die Verwaltung der Meierei-Genossenschaft eGmbH Garding in Welt.

Das Einzugsgebiet war ziemlich groß: Kating, Vollerwiek, Grothusenkoog bis Westerhever.

Die Milch wurde von Milchkutschern mit Pferd und Wagen angeliefert.
Da es während der Kriegsjahre keine neuen Maschinen bzw. Ersatzteile gab, musste mein Vater unter anderem mit Unterstützung von Herrn Dziach, Schlosserei, Fahrtstraße, auch alle Reparaturen erledigen.

Lehrlinge wurden mit Erfolg ausgebildet.

Während des Krieges musste zum Teil mit Kriegsgefangenen (Franzosen, Jugoslawen usw.) gearbeitet werden.

Der Käsemeister kam aus Holland.
1947/48 wurde eine Käserei gebaut, in der außer Tilsiter und Gouda auch Camenbert hergestellt wurde.

Im Jahre 1949 erkrankte mein Vater; er konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Er verstarb am 21.02.1952.